Reisschäl- Maismühlanlage in der Ashaninka-Gemeinde El Milagros

Der folgende Kurzbericht soll zusammenfassend die Auswirkungen der durch eine private Schenkung möglich gewordenen Installation einer Reis-Mais-Verarbeitungsanlage für die Ashaninka-Gemeinde El Milagros darstellen.

Im Rahmen eines Projektbesuches zur Vorbereitung für einen Gala-Beitrag der Deutschen Welthungerhilfe erklärte sich der Sänger Bernd Clüver, beindruckt und betroffen von der Lebenswelt und Armut der Ashaninkas (indigene Bevölkerungsgruppe im peruanischen Regenwald /Selva Alta) spontan bereit, durch eine private Spende die Anschaffung einer Reis-Schälmaschine zu ermöglichen.

Ab November 2000 begannen die entsprechenden Vorbereitungen, unter anderem mit der Auswahl einer für die Bedingungen vor Ort geeigneten Verarbeitungsanlage. Im Rahmen von Versammlungen mit der Bevölkerung wurde die Entscheidung für eine Kombination aus Maismühle und Reisschälmaschine getroffen.

Zu Beginn des Jahres 2001 wurde gemeinsam mit der Bevölkerung unter Verwendung von vor Ort vorhandenen Materialien (Holz, Palmblättern etc.) ein geeigneter Raum mit festem Untergrund errichtet und mit Eintreffen der Machinenteile diese dort installiert. Für diesen Prozess wurde ein Fachmann für zwei Monate unter Vertrag genommen. Ein Projektmitarbeiter der peruanischen Partnerorganisation PROCAM war für die gesammten vorbereitenden und begleitenden Aktivitäten verantwortlich. In Gemeindeversammlungen wurden ausserdem zwei Gemeindemitglieder für den Betrieb der Maschinen und für die Verwaltung verantwortlich ernannt und entsprechend ausgebildet. Um die verarbeiteten Produkte auch ausserhalb El Milagros verkaufen zu können, gründeten die Bewohner von El Milagros zudem ein offziell registriertes Kleinunternehmen (Microempresa).

Was hat sich für die Bevölkerung von El Milagros seither verändert?

Die traditionelle Ernährung der Ashaninkas setzt sich hauptsächlich aus der Knollenwurzel Yuca in seinen verschiedenen Verarbeitungsformen, Bohnen, Mais und anderen selbst angebauten Gemüsesorten zusammen. Die Bevölkerung baut diese Produkte für den eigenen Bedarf auf kleinen Landstücken an, sammelt zudem auch wildwachsende Früchte und Kräuter. Zur Überbrückung von Engpässen wird Tauschhandel betrieben. Bargeld ist nur sehr begrenzt vorhanden. Die traditionelle Ernährung ist damit nicht sehr vielfältig. Der Anreiz, Reis anzubauen, war für die Bevölkerung bisher eher gering, da sie ihn nicht selbst schälen konnte, sondern ihn an weiter entfernte Orte bringen musste, um ihn gegen Bargeld schälen zu lassen.

Inzwischen haben sich durch die Installation der Verarbeitungsanlage die Reis- und Maisanbauflächen um ca. 20% (bei Reis auf etwa 0,3 ha pro Familie) erweitert. Reis hat verstärkt im täglichen Speiseplan Einzug gehalten und neue Gerichte mit verarbeitetem Reis und Mais wie Milchreis, Reissuppe, Süsspeisen, Kuchen und Suppen aus Maismehl ergänzen und variieren ihn. Mit den Nebenprodukten der Reis- und Maisverarbeitung (Schalen etc.) werden zudem die gehaltenen Kleintiere gefüttert. Auch Maismehl wird direkt an die Tiere verfüttert und dies hat dazu geführt, dass auch die Haltung von Enten und Hühnern zugenommen hat.

Das gegründete Kleinunternehmen führt die Administration der Maismühle und der Reisschälanlage inzwischen eigenverantwortlich durch. Samstags und Sonntags sind die Maschinen für die Bevölkerung von El Milagro sowie umliegende Ortschaften im Einsatz und verarbeiten derzeit 2.138 kg Reis sowie 930 Kilo Mais wöchentlich. Es profitieren davon 350 Familien, insgesamt etwa 1.750 Personen, unter ihnen 1.050 Kinder. Es wird mit einer weiteren Ausweitung der Verarbeitungsmenge und der Zielgruppe gerechnet.

Neben der Nahrungsergänzung sparen die Familien Geld, da sie keine verarbeiteten Reis- und Mais-Produkte mehr kaufen müssen. Ausserdem erwirtschaften sie Zusatzeinkommen durch den Verkauf ihrerseits des geschälten Reises und Maismehls. Diese Einnahmen gehen in einen Gemeindefond und werden neben Reparaturen oder Ersatzteilen für die Verarbeitungsanlagen im Bedarfsfall auch für die Bezahlung von Medikamenten oder Fahrtkosten zum nächstgelegenen Krankenhaus verwendet.

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